Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich ist es wahrscheinlich, dass der nächste Premierminister Jordan Bardella heißt und vom rechtspopulistischen RN gestellt wird. Genauso wahrscheinlich ist aber auch, dass dieser keine absolute Mehrheit im Parlament bekommen und somit auf Kooperationen mit den Macronisten oder anderen politischen Strömungen angewiesen sein wird, um zum Beispiel einen Haushalt für 2025 aufzustellen.
Die Notwendigkeit von Kooperationen und Kompromissen sollte die größten Sorgen der Finanzmärkte zwar zunächst zerstreuen. Mittelfristig aber dürfte sich Frankreich seiner wirtschaftlichen und fiskalischen Probleme in dieser Konstellation nicht entledigen können. Damit bleibt auch die Frage der politischen Stabilität und der Verlässlichkeit Frankreichs als politischer Partner in der Europäischen Union bis zu den anstehenden Präsidentschaftswahlen im Jahr 2027 ein Thema.
“Es ist wenig wahrscheinlich, dass sich am Trend der Underperformance europäischer Aktien gegenüber der Wall Street zeitnah etwas ändern wird.”
Letztlich zeigt die Wahl erneut, wie anfällig Europa ist. Der Euro ist und bleibt kein optimaler Währungsraum und leidet unter nicht vollintegrierten Finanzmärkten, weshalb politische Spannungen jederzeit auf diese und damit auch auf die Wirtschaft überschwappen können. Weitere Schwächen Europas sind die Abhängigkeit von Energieimporten, eine Unterrepräsentanz des Technologiebereichs und eine strukturell deutlich schwächere Profitabilität des Unternehmenssektors z.B. im Vergleich zu den USA. Es ist daher wenig wahrscheinlich, dass sich am Trend der Underperformance europäischer Aktien gegenüber der Wall Street etwas ändern wird.