Der Anstieg in der November-Inflation ist ausschließlich auf Basiseffekte zurückzuführen und ändert nichts an der Einschätzung, dass der Preisdruck in der Breite weiter nachlässt. Gerade die von der EZB gern herausgestellte Kernrate ist eine extrem nachlaufende Größe und bildet das Konjunkturbild der Vergangenheit ab. Dieses war bis in den Sommer hinein durch eine gute Dienstleistungskonjunktur gekennzeichnet, die sich nun aber sehr schnell abkühlt. Im November ist der Dienstleistungs-PMI in der Eurozone auf 48 Punkte und damit unter die Wachstumsschwelle von 50 gefallen, nachdem er im Mai noch bei über 52 Punkten lag.
“Im ersten Quartal 2025 dürfte die Inflation wieder unter die Zwei-Prozent-Marke fallen und auch die Kernrate sollte im weiteren Jahresverlauf auf diesen Wert zurückgehen.”
Die EZB wird sich vermutlich auf ihrer nächsten Sitzung am 12. Dezember dieser Realität stellen und ihre Inflations- und Wachstumsprognosen revidieren. Die Inflationsprognose für 2025 wird die EZB von zuletzt 2,2 auf vermutlich 2,0 Prozent senken. Was die Wachstumsprogose angeht, steht eine deutliche Revision von zuletzt 1,3 auf deutlich unter ein Prozent an.
Dennoch wird die EZB die Spekulation auf einen großen Zinsschritt enttäuschen und in zwei Wochen die Zinsen erneut nur um 25 Basispunkte senken. Dies wird der Kompromiss in einem geldpolitischen Rat sein, in dem man sich uneins darüber ist, wie restriktiv die Geldpolitik derzeit ist und wieviel Potenzial für weitere Zinssenkungen besteht. Somit sollte die EZB auch 2025 daran festhalten, ihre Geldpolitik an den Wachstums- und Inflationsdaten der Vergangenheit auszurichten. Vorausschauende und proaktive Impulse sind weiterhin nicht zu erwarten.