Zölle sind zunächst keine „Inflation“ im ökonomischen Sinne, da es sich vielmehr um eine einmalige Veränderung des Preisniveaus handelt. Der Effekt ist temporär und fällt früher oder später aus der Berechnung der Inflationsrate wieder heraus, ähnlich wie bei einer Mehrwertsteuererhöhung. Zudem ist nicht klar, wer die Last der Zölle letztlich trägt. Dies muss nicht immer der US-Konsument sein. Ebenso ist es denkbar, dass die Exporteure mit einer Absenkung der Profitmarge reagieren und/oder dass die Abwertung der Währung die Zölle kompensiert.
Beides ist 2018/2019 im US/China-Zollstreit passiert, sodass trotz höherer Zölle die US-Importpreise aus China sogar gefallen sind. Sollte es zu einem „Zoll-Wettlauf“ oder gar einem Handelskrieg kommen, wäre der Effekt klar disinflationär. Denn Zölle führen zu einem Rückgang des Welthandels und lösen einen negativen Einkommenseffekt aus, der den relativen Preiseffekt höherer Zölle um ein Vielfaches übersteigt. Die historischen Erfahrungen belegen das ganz klar.
In der Weltwirtschaftskrise verabschiedete die US-Regierung mehrere Zollrunden, jede Erhöhung führte zu einer neuen Deflationswelle.
Darüber hinaus übersieht die Diskussion völlig die Tatsache, dass Trumps Politik, insbesondere weitere Deregulierungen, die Angebotsseite der US-Wirtschaft verbessern und dies einen positiven Effekt auf die Inflation haben wird. Der jüngste Beweis dafür ist das bereits an Tag zwei seiner Amtszeit vorgestellte Investitionsprogramm in die KI-Infrastruktur namens „Stargate“ mit einem geplanten Volumen von „mindestens 500 Milliarden Dollar“.