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Warum der Trump-Inflationskonsens falsch ist

In den vergangenen Wochen habe ich oft geschrieben, dass wir im Hinblick auf die Inflationsentwicklung in den USA optimistischer sind als der Marktkonsens und nicht erwarten, dass durch Trumps Politik - u.a. Zölle - die Inflation erneut angeheizt wird. Dies hat zu vielen Rückfragen geführt, die ich gern auch hier beantworte:

Zölle sind zunächst keine „Inflation“ im ökonomischen Sinne, da es sich vielmehr um eine einmalige Veränderung des Preisniveaus handelt. Der Effekt ist temporär und fällt früher oder später aus der Berechnung der Inflationsrate wieder heraus, ähnlich wie bei einer Mehrwertsteuererhöhung. Zudem ist nicht klar, wer die Last der Zölle letztlich trägt. Dies muss nicht immer der US-Konsument sein. Ebenso ist es denkbar, dass die Exporteure mit einer Absenkung der Profitmarge reagieren und/oder dass die Abwertung der Währung die Zölle kompensiert. 

Beides ist 2018/2019 im US/China-Zollstreit passiert, sodass trotz höherer Zölle die US-Importpreise aus China sogar gefallen sind. Sollte es zu einem „Zoll-Wettlauf“ oder gar einem Handelskrieg kommen, wäre der Effekt klar disinflationär. Denn Zölle führen zu einem Rückgang des Welthandels und lösen einen negativen Einkommenseffekt aus, der den relativen Preiseffekt höherer Zölle um ein Vielfaches übersteigt. Die historischen Erfahrungen belegen das ganz klar. 

In der Weltwirtschaftskrise verabschiedete die US-Regierung mehrere Zollrunden, jede Erhöhung führte zu einer neuen Deflationswelle.

Darüber hinaus übersieht die Diskussion völlig die Tatsache, dass Trumps Politik, insbesondere weitere Deregulierungen, die Angebotsseite der US-Wirtschaft verbessern und dies einen positiven Effekt auf die Inflation haben wird. Der jüngste Beweis dafür ist das bereits an Tag zwei seiner Amtszeit vorgestellte Investitionsprogramm in die KI-Infrastruktur namens „Stargate“ mit einem geplanten Volumen von „mindestens 500 Milliarden Dollar“.

 

Ohnehin sind die starke Angebotsseite der US-Wirtschaft und das hohe Produktivitätswachstum seit Monaten ein wesentlicher Treiber der Disinflation. Der Rückgang der Teuerung von der Spitze im Juli 2022 ist zur Hälfte auf einen Rückgang der angebotsgetriebenen Inflation zurückzuführen. Auch in der ersten Hälfte der 80iger Jahre unter Präsident Reagan war die Angebotspolitik („Supply-side economics“) der wesentliche Treiber der Disinflation. 

Gleiches gilt für die 90iger Jahre, wo das hohe Produktivitätswachstum und die starke Angebotsseite der US-Wirtschaft die Disinflation getrieben haben. Folglich erwarten wir, dass die US-Inflation (Core PCE) zum Jahresende in einer Spanne zwischen 2 und 2,5%, damit nah am Fed-Ziel und auch tiefer liegen wird als derzeit. Dies schließt eine zollbedingte (temporäre Erhöhung) des Preisniveaus um rund 30 Basispunkte bereits ein.

Dr. Eckhard Schulte

Fondsmanager

Seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn im Jahr 1996 beschäftigt er sich mit makroökonomischen Analysen und den Rentenmärkten.

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