Auch wenn die August-Daten weitgehend den Erwartungen entsprachen, zeigt die Inflationsdynamik in den USA klar nach unten. Der Inflationsdruck in der US-Wirtschaft lässt in der Breite nach, lediglich die „selbstgenutzten Wohnkosten“ verhindern ein schnelleres Abgleiten. Ohne diese Komponente liegt die Inflation über die vergangenen drei Monate annualisiert bei minus 0,6 Prozent und über die vergangenen sechs Monate bei plus 0,5 Prozent. Wir erwarten, dass die von der Fed bevorzuge Kern-PCE-Rate von derzeit 2,6 Prozent in der ersten Jahreshälfte 2025 unter das Fed-Ziel zwei Prozent fallen wird.
Aber auch den Kampf um das Beschäftigungsziel ist die Fed dabei, zu verlieren. Die Arbeitslosenquote sollte in den kommenden Monaten deutlich über die Marke von vier Prozent steigen, die allgemein als Zielgröße verstanden wird. Das Problem ist, dass die mit einer Fed Funds Rate von 5,5 Prozent extrem restriktive Geldpolitik überhaupt nicht mehr zur beschriebenen Inflations- und Arbeitsmarktentwicklung passt. Letztlich streiten sich Ökonomen darum, wie hoch der neutrale Zins ist. Einige sehen 2,5, andere vier Prozent, beides aber ist deutlich unter dem derzeitigen Niveau. In der Konsequenz heißt dies, dass die Fed nun sehr schnell die Zinsen mindestens in Richtung „neutral“ senken muss.
Wenn aber der Leitzins zwischen 125 und 150 Basispunkten über den höchsten plausiblen Schätzungen des neutralen Niveaus liegt, ist dies ein langer Weg. Im Idealfall würde die Fed sehr schnell, z.B. mit zwei Zinssenkungen um 75 Basispunkte, diesen erreichen. Niemand – inklusive mir – erwartet dies. Aber es wäre fatal, wenn die Fed mit einem nun graduellen Ansatz von Zinssenkungen von 25 Basispunkten pro Meeting fast neun Monate (sechs Senkungen in den nächsten sechs Meetings) bräuchte, um zum neutralen Zins zu gelangen. In diesem Fall fiele die Fed definitiv „hinter die Kurve“ zurück.
“Insofern muss am 18. September eine Zinssenkung von mindestens 50 Basispunkten folgen – sonst wird die Fed ihrem dualen Mandat nicht gerecht werden können.”