Das Hauptproblem der chinesischen Wirtschaft aber ist strukturell viel zu wenig inländische Nachfrage, wofür das Programm keine nachhaltige Lösung ist. Zwar ist die Implosion auf dem Immobilienmarkt und das damit verbundene Zurückfahren der Verschuldung von Haushalten und Finanzintermediären (Deleveraging) ein Treiber der Nachfrageschwäche. Aber hier wird es auch mit dem Hilfsprogramm lange dauern, bis die Schwäche überwunden ist. Andere Faktoren wie Demografie und die hohen Überkapazitäten in fast allen Industrien können so nicht adressiert werden.
Um die Nachfrageschwäche ernsthaft zu bekämpfen, müsste China ähnlich wie der japanische Premier Shinzō Abe in 2013 ein Drei-Punkte-Programm auflegen:
- Massive Stimulierungsmaßnahmen zur Ankurbelung der Nachfrage
- Einschneidende Entschuldungsprogramme für lokale Regierungen
- Ein glaubwürdiges Bekenntnis zu einer marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftspolitik
Ein weiteres Problem für China sind die Bemühungen gerade der USA, das Land im Technologiebereich zu isolieren und der damit verbundene Verlust von Exportpotenzialen. Das gestern geplante faktische Verkaufsverbot für mit chinesischer Software ausgestattete Autos in den USA ist hier ein gutes Beispiel.
Dennoch hat das Programm vom Umfang her das Potenzial, den chinesischen Aktienmarkt zu stabilisieren. Dies gilt gerade vor dem Hintergrund der mittlerweile ohnehin recht tiefen Bewertungen, die ja die Probleme der chinesischen Wirtschaft durchaus reflektieren.
Die eigentliche, gute Nachricht des Tages ist, dass das Risiko einer von China ausgehenden Belastung der globalen Aktienmärkte mit diesen Maßnahmen abnimmt. Es bleibt für uns dabei, dass wir in China selbst nicht investieren, aber gern den Rückenwind für unsere offensive Ausrichtung mit Aktien aus den entwickelten Volkswirtschaften mitnehmen.
“Unser „No-Recession-Call“ ist mit dem heutigen Tag auf jeden Fall nicht weniger wahrscheinlich geworden.”